Auf den Spuren der Fugger

Auf den Spuren der Fugger

 
Autor: TOP Magazin

Augsburger Delegation reist nach Polen und in die Slowakei und erlebt, wie Krakau Teil der „Europäischen Fuggerstraße“ wird

Das Team des Fugger und Welser Erlebnismuseums lud zusammen mit Partnern der Regio Tourismus Augsburg auf eine Reise entlang der Spuren der Fugger in Polen und der Slowakei ein. Dass dann auch ein prestigeträchtiger Neuzugang auf der „Europäischen Fuggerstraße“ mit dabei sein wird, freute die fast 30-köpfige Delegation aus der Fuggerstadt ganz besonders. Was sich auf dieser Kulturreiseroute in Richtung Osten sonst noch alles ereignete und was für bislang unbekannte Details zu den engen Verflechtungen der Fugger mit Polen und der Slowakei ans Tageslicht kamen, lesen Sie in der exklusiven Top-Reportage. Natürlich berichten wir auch über unsere Eindrücke der Reise, auf die wir uns mit begeben durften, und haben viele wertvolle Tipps für Sie gesammelt.

Es war ein Gänsehautmoment, als die Partnerschaft mit Krakau offiziell verkündet wurde, und Tourismusdirektor Götz Beck per Handschlag mit Dr. Michal Niezabitowski, dem Direktor der städtischen Museen in Krakau vor dem Wahrzeichen am Marktplatz – den Tuchhallen – besiegelt hat. Für die Zusage gab es einen tosenden Applaus. Ein Moment, den man nicht vergisst und der Emotionen weckte. „Wir freuen uns sehr, dass Krakau heute als weiterer Partner hinzukommt“, so Beck. „Diese Straße verbindet Städte, die europäische Werte wie Frieden, Vielfalt und Qualität pflegen. Das ist wichtig in unserer heutigen Gesellschaft“, betont Niezabitowski.

Die Kulturreiseroute auf den Spuren der Fugger-Firma wurde im Jahr 2019 in Augsburg (liegt genau im Zentrum der sechs Länder) gegründet und umfasst mittlerweile Orte in Bayern, Österreich, Italien, Spanien, der Slowakei – und nun auch in Polen. Der Kalte Krieg hatte die einst intensiven Verbindungen Augsburgs nach Osteuropa in Vergessenheit geraten lassen. Dank des großartigen Engagements aller Fuggerstraßen-Partner wird nun erstmals wieder deutlich, welche vielfältigen Handelsbeziehungen der Fugger es bereits vor über 500 Jahren über sprachliche und territoriale Grenzen hinweg gab. Der profitabelste Geschäftszweig des Montankonzerns der Fugger war übrigens der Metallhandel. Und Jakob Fugger der „Reiche“ hatte Glück, denn plötzlich wurde Kupfer zum begehrtesten Rohstoff für die Herstellung von Waffen. Die aus den Kupferlegierungen gefertigten Kanonen waren für die Könige und ihre Kriege unabdingbar und die Fugger-Firma profitierte enorm, Jakob Fugger wurde zum reichsten Kaufmann ganz Europas! Das Quecksilber aus Almadén, das zum Trennen von Gold und Silber benötigt wird, wurde ab Mitte des 16. Jh. der profitabelste Geschäftszweig.

Wir reisen mit dem Luxusliner-Bus

Mit einer bunt gemischten Delegation aus Vertretern und Vertreterinnen des Fugger und Welser Erlebnismuseums, Skal-Mitgliedern der Gastronomie- und Hotelbranche, Stadtführern mit Tourismus- Direktor Götz Beck an der Spitze, exklusiven Medienvertretern und Star-Fotografen wie Daniel Biskup sowie dem Fugger-Forscher Martin Kluger und seiner Frau Petra, begaben wir uns an einem Samstagmorgen auf diese geschichtsträchtige fünftägige Reise. Und wir hatten sogar prominente Gäste mit an Bord des 5-Sterne VIP-Liner-Busses von Hörmann Reisen, dessen Fahrer uns sicher und sehr bequem von Augsburg nach Krakau und zurückbrachte: Marianne und Matthias Fugger vom Reh, die aus der schlesischen Fuggerlinie stammen und auf den Spuren ihrer eigenen Familiengeschichte sind. Für sie war diese Reise von großer Bedeutung für ihre Recherchen. Verwöhnt haben uns übrigens Mathilde und Xaver Hörmann als die „besten Reiseleiter der Welt“ während der Fahrt. Sie haben uns jeden Wunsch von den Lippen abgelesen und einen hervorragenden und charmanten Service geboten. Aber auch die Hotels für unsere Gruppenreise waren gut ausgewählt, was die Zimmer, das Essen und die Lage betraf. Wir waren immer mitten im Geschehen!

Erste Etappe führt nach Breslau

Die erste Etappe führte uns über Nürnberg, Dresden über die Grenze nach Polen in die Stadt. Direkt an der Oder gelegen, bietet sie eine Mischung aus gotischer Architektur, malerischen Plätzen und einer lebendigen Kulturszene. Unser Hotel bot uns einen tollen Blick hinüber zur Stadt und der Dominsel: dem Herz von Breslau. Hier ist die älteste und romantischste Ecke, wie wir bei unserer Stadtführung erfahren. Mittelpunkt ist die Kathedrale St. Johannes der Täufer. Vor allem abends ist die Dominsel beliebt, die Straßenlaternen schaffen eine romantische Atmosphäre inmitten der Stadt. Die rund 30.000 Studenten sorgen dafür, dass Breslau jung geblieben ist. Die drittgrößte Stadt Polens ist aber auch bekannt für seine fast hundert Brücken und hundert Kirchen. Eine der schönsten ist die Tumski-Brücke, die traditionell von Liebespaaren besucht wird, die ihre Liebesschlösser an der Brücke befestigen. Der Marktplatz von Breslau gehört zu den größten in Europa. Umgeben von bunten Bürgerhäusern und Restaurants, dominiert das gotische Rathaus den Platz. Beeindruckt hat uns auch der große Japanische Garten, der ursprünglich für die Weltausstellung 1913 angelegt wurde. Daneben konnten wir kurz einen Blick vom Bus aus auf die Jahrhunderthalle, die ohne Stützen gebaut wurde, werfen: ein UNESCO-Weltkulturerbe und beeindruckendes Beispiel moderner Architektur. Kulinarisch ließen wir uns in Breslau von den Piroggen, Bigos und der polnischen Wurst verwöhnen.

Zweites Reiseziel: Krakau

Am nächsten Tag kamen wir gegen Mittag in die knapp 300 Kilometer entfernte Stadt Krakau und tauchten sofort in dessen Geschichte ein. Seit 1971 ist die Stadt UNESCO- Weltkulturerbe, eine der ersten Städte auf dieser Liste. Dazu gehört auch Oskar Schindlers Fabrik, wo heute ein Museum untergebracht ist, das uns einen tiefen Einblick in sein Leben gab. Stadtführerin Ewa Fabiesewicz zeigte uns aber auch das historische jüdische Viertel Kazimierz. Wir besuchten mit einigen unserer Reisegruppe das sog. „Hala Targowa“, ein Streetfood- Markt, und probierten lokale Spezialitäten, wie Pierogi (gefüllte Teigtaschen), Bigos (Jägereintopf) und Zapiekanka (eine Art polnisches Baguette-Pizza). Wieder einiges gelernt auf unserer kulinarischen Reise. Unser Weg führte vorbei an vielen alten Synagogen. Heute sind dort zum Teil Büchereien oder Museen untergebracht. Krakau ist eine Stadt voller Geschichte, Kultur und atemberaubender Architektur, die wir am nächsten Tag entdecken durften und wo die neue Partnerschaft besiegelt wurde. Unser Luxusbus brachte uns bequem ins Herz der Altstadt, genauer gesagt zum Marktplatz mit den berühmten Tuchhallen, die im venezianischen Stil gebaut sind und in denen heute Andenken und Kunsthandwerk verkauft werden. Im späten Mittelalter war hier die Drehscheibe des wirtschaftlichen Handelns. Die Stadt blühte auf, man nannte es auch das „goldene“ Zeitalter. In dieser Zeit kamen viele italienische Künstler und schufen die heute noch gut erhaltenen Renaissance- Bauwerke. Direkt unter dem Hauptmarkt in der Altstadt – unter den Tuchhallen – findet sich der Rynek Untergrund. Dort ist heute ein modernes Museum untergebracht, das die Welt des 15. Jahrhunderts von Krakau mit interaktiven Displays und holographischen Darstellungen zum Leben erweckt. Erst im Jahr 2000 stieß man dort bei Bauarbeiten auf die ganzen archäologischen Funde. Hier findet sich eine „tiefer liegenden“ Altstadt, die im 15./16. Jh. so schnell an Höhe zunahm und das ehemalige Erdgeschoss innerhalb von rund 200 Jahren zu Kellern gemacht hat. Die vielen Keller und unterirdischen Gänge Krakaus wurden im Laufe der Jahrhunderte für verschiedene Zwecke genutzt, von Lagerräumen bis hin zu geheimen Treffpunkten. In den historischen Kellern befinden sich heute tolle Restaurants, Cafés und Kneipen.

Familie Thurzo und die Fugger:
eine reiche Verbindung

Zurück ins 15. Jahrhundert: Krakau war damals die Drehscheibe zwischen Ost- und Westeuropa. Hier gab es viele Bergwerke. Um mehr Erze aus dem Bergbau zu gewinnen, suchte man nach einem Experten. Und hier kommt Johann Thurzo ins Spiel. Der Montanexperte hat Pumpenanlagen entwickelt und im Harz Kupfer und Silber abgebaut. Plötzlich wurde Kupfer zur „heiß begehrten Ware“. 1464 ist Thurzo nach Krakau übergesiedelt, wurde Ratsherr und später Bürgermeister. Er bekam die Schürfrechte übertragen und besaß zahlreiche Bergwerke. Eines war die Saigerhütte in Moglia bei Krakau. Ein weiteres Kupferbergwerk befand sich im 240 Kilometer entfernten Neusohl, dem heutigen Banská Bystrica in der Slowakei, unserem nächsten Reiseziel.

Drittes Reiseziel: Banská Bystrica

Banská Bystrica ist ein verborgenes Juwel in der Slowakei. Die Stadt liegt malerisch im Herzen des Landes, umgeben von den Hängen der Niederen Tatra, und ist reich an Geschichte und Kultur. Das Herz der Stadt ist der Námestie SNP, ein weitläufiger Platz, der von bunten Renaissance- und Barockgebäuden gesäumt ist. Vom Uhrturm aus hat man einen tollen Rundumblick auf die Stadt und die Berge. Den durften wir als erstes besteigen und wir fuhren mit dem „Neusohlexpress”, einer Touristenattraktion, durch die Stadt. Empfangen haben uns die Gastgeber der Tourismusorganisation Mittelslowakei, Marta Mlíchová, die Leiterin der Thurzo- Fugger Erlebnisausstellung, und Stadtführer Branislav Stancik, die uns gleich zu einer Foodtour in ein landestypisches Lokal zum Langos-Essen, einer slowakischen Spezialiät, und in einen Brauereikeller auf eine Bierprobe einluden.

Die Idee der Fuggerstraße leben

Unsere Delegation war zum offiziellen Empfang bei Bürgermeister Ján Nosko in den Hochzeitssaal des Rathauses eingeladen. Momente, die wir nie vergessen werden: Marta Mlíchová und Branislav Stančik empfingen uns in Patriziergewändern aus der Zeit der Fugger. Die gemeinsame Geschichte sei wichtig für Banská Bystrica, die ein Teil der Europäischen Fuggerstraße ist. „Sie leben die Idee der Fuggerstraße“, freut sich Götz Beck über den Partner in der Slowakei, der wiederum von Polens Neuzugang Krakau begeistert ist. Zu den Gründungsstädten Augsburg, Bad Hindelang im Allgäu, Schwaz, Hall in Tirol, Sterzing in Südtirol und Banská Bystrica, Bad Gastein, Almadén in Spanien und seit Mai offiziell Krakau hinzugekommen. Wir fühlten uns in Banská Bystrica schon fast wie Zuhause und waren erfreut über diese Gastfreundschaft. Es ist inzwischen schon eine intensive Freundschaft, die hier im Laufe der Zeit mit der Fuggerstadt entstanden ist.

Viertes Reiseziel: Bratislava mit Stoppan der Bibersburg (Rothenstein)

Am nächsten Tag ging es weiter in die über 300 Kilometer entfernte Stadt Bratislava. Unterwegs besichtigten wir die Burg Červený Kameň, zu deutsch Rothenstein oder Biberburg, die wiederum im Besitz der Familie Fugger war. Sie ist zweifelsohne eine der schönsten Burganlagen der Slowakei. Vorbesitzer dieser Burg war übrigens die Familie Thurzo, die nicht nur geschäftlich, sondern auch familiär eng mit den Fuggern verbunden war. Im Jahr 1588 hat Nikolas Pállfy Maria Magdalena Fugger geheiratet. In der Burg ist ein Bild von ihr zu finden. Und auch im Innenhof entdecken wir ein Fuggerwappen. Weiter führt uns die Reise nach Bratislava, der Hauptstadt der Slowakei. Die grüne und hügelige Stadt liegt malerisch an der Donau und grenzt direkt an Österreich und Ungarn. Die Slowakei wurde 1993 von der Tschechischen Republik getrennt und hat heute knapp 500.000 Einwohner. Sie gilt als junge Stadt und ist reich an Geschichte und Kultur. Ein Spaziergang durch die Altstadt ist wie eine Reise in die Vergangenheit. Die engen, gepflasterten Straßen sind gesäumt von bunten Häusern, historischen Kirchen und charmanten Cafés. So machten sich nach dem Essen die meisten von uns auf in die Gassen der Altstadt und genossen das quirlige Nachtleben in den charmanten Kneipen. Dazu verkosteten wir das beste Bier der Stadt, genossen ein Glas Wein oder spazierten zum Ufer der Donau. Bratislava ist eine Stadt, die uns mit ihrem Flair, ihrer Lage und ihren viele Facetten begeistert hat.

Kulturelle Highlights der Altstadt von Bratislava:

Michaelertor: das einzige erhaltene Stadttor aus dem Mittelalter Primatialpalast: wunderschöner klassizistischer Palast, der für seine prächtige Spiegelgalerie und historischen Gemälde bekannt ist Hauptplatz: Herz der Altstadt, umgeben von historischen Gebäuden und dem Alten Rathaus Slowakisches Nationaltheater mit neoklassizistischer Architektur: kulturelles Zentrum der Stadt Bei unserer Stadtführung erfahren wir, dass bei der Burg Bratislava, die majestätisch über der Stadt thront und eine markante Silhouette ist, unser Elias Holl als Baumeister mitgewirkt haben soll, was man auch erkennen kann. Diese historische Festung bietet nicht nur eine reiche Geschichte, sondern auch eine atemberaubende Aussicht auf die Stadt und die Donau. Im Inneren beherbergt die Burg ein Museum mit Exponaten zur slowakischen Geschichte und Archäologie. Auch den Martinsdom haben wir besichtigt. Diese imposante gotische Kathedrale war einst die Krönungskirche der ungarischen Könige. Sie beeindruckt mit ihrem prächtigen Interieur, den bunten Glasfenstern und den historischen Grabmälern. Und hier kommt wieder unsere Verbindung zur Fuggerfamilie. Die Gruft von Nikolas Pállfy, dem Ehemann von Maria Magdalena Fugger, findet sich nämlich hier im Martinsdom. Johann Thurzo ist übrigens in Augsburg begraben.

Quelle: TOP Magazin

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